aus: MZ vom 25.10.2001

Rathaus stoppt Pläne für Einzelhandel

Aus für Trotha - Investor überrascht - Hermes nicht betroffen

Halle/MZ. Nach der heftigen Kritik von Innenstadt-Einzelhändlern an den Plänen für ein Selbstbedienungs-Warenhaus auf dem Hermes-Gelände hat Halles Stadtverwaltung einen Schwenk vollzogen und weitere Projekte in ähnlicher Größenordnung gestoppt. Betroffen sind Vorhaben für Einkaufszentren in Trotha und auf dem südlichen Teil des ehemaligen Mafa-Geländes an der Merseburger Straße. Der Trothaer Investor reagierten darauf überrascht.

Planungsdezernent Friedrich Busmann sprach gestern gegenüber der MZ von einem "Kassensturz". Nach einem Gespräch mit Vertretern des Handels habe Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler (SPD) alle geplanten Einzelhandelsstandorte auf den Prüfstand gestellt. Das Ergebnis, so Busmann: "Wir haben uns gegen Trotha entschieden."

Dort sollte ähnlich wie auf dem Hermes-Areal am Dessauer Platz ein SB-Warenhaus mit etwa 4 000 Quadratmetern Verkaufsfläche entstehen. Doch offenbar ist man im Rathaus mittlerweile davon überzeugt, dass solche Projekte immer mehr Geschäftsleuten in der City das Wasser abgraben, weil die Kaufkraft in Halle nicht ausreicht. Der Planungschef: "Wir wollen nicht noch mehr Probleme schaffen." Immerhin rund 20 Prozent des Angebots in solchen Einkaufszentren stehe in Konkurrenz zur City. Deshalb gelte der Stopp auch für ein ähnliches Vorhaben an der Merseburger Straße.

Investor in Trotha ist die Karlsruher Badenia-Bau, die eine Niederlassung in Halle hat. "Wir haben vor zwei Stunden von der Entscheidung erfahren", sagte Geschäftsführer Hans Steiner am Nachmittag auf Anfrage. Er wolle das Gespräch mit der Stadt suchen, um auszuloten, inwieweit an dem Projekt doch noch festgehalten werden könne. Busmann erklärte dagegen, man werde nun die Pläne für ein Stadtteilzentrum im Bereich Trothaer/Oppiner Straße wieder aus der Schublade holen. Dort solle auf einer wesentlich kleineren Fläche Einzelhandel möglich sein. "Es gibt bereits Interessenten." Nicht betroffen von dem Stopp ist das Warenhaus am Dessauer Platz. "Hermes geht weiter", sagte Busmann. Schließlich habe der Stadtrat im September erst beschlossen, den Bebauungsplan aufzustellen.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) begrüßte die Entscheidung gegen Trotha, erneuerte aber ihre Kritik am Hermes-Projekt. "Jeder zusätzlich Quadratmeter Verkaufsfläche bedeutet Umsatzrückgänge für die, die schon da sind, und zwar vor allem in der Innenstadt", sagte der stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer Reinhard Schröter. Was Trotha angehe, sei die Stadtverwaltung diesem Argument nun offenbar endlich gefolgt.

Die Hermes-Investoren sehen in dem neuen Projekt dagegen keine Gefahr für die City. Das geplante Warenhaus, das von Kaufland betrieben werden soll, werde etwa 3 400 Quadratmeter Verkaufsfläche haben, sagte Gunnar Haberstroh von der Grundstücksgesellschaft Hermes Objekt. Davon seien nur etwa 300 Quadratmeter Cityrelevant, zum Beispiel Schuhe, Socken oder Textilien. Haberstroh: "Wir wollen Nahversorger sein." Lebensmittel würden den größten Raum einnehmen.