aus: MZ vom 09.03.2002
Runder Tisch Einzelhandel
Differenzen auch nach Spitzentreffen
Neue Kaufhäuser am Stadtrand? - Gutachten vorgeschlagen
Halle/MZ. Bei dem mit Spannung erwarteten Spitzentreffen zwischen Händlern der Innenstadt und Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler (SPD) sind die Konflikte nicht ausgeräumt worden. Beide Seiten bekräftigten gestern Vormittag im Rathaus ihre Standpunkte zu den geplanten Einzelhandels-Vorhaben auf dem Hermes-Gelände, in Trotha und auf dem Mafa-Areal. Die Händler fordern, diese Projekte zu streichen, die Stadt hält daran fest. Dem Vorschlag der Industrie- und Handelskammer (IHK), über diese Standorte ein Gutachten in Auftrag zu geben, wurde zugestimmt. Es war der erstc Runde Tisch zum Handel, er soll vierteljährlich wiederholt werden.
Nach den Worten von Dieter Berndt, dem Vorsitzenden der City-Gemeinschaft, befürchten die Händler nach wie vor, dass eine Erweiterung der Einzelhandelsflächen an den genannten Standorten "ernste Folgen für die Innenstadt" haben kann. Es sei ein großes Risiko, dort nicht nur Lebensmittel sondern auch andere Produkte anzubieten. Die Händler, darunter Vertreter des Verbandes der Kaufleute und die Arbeitsgemeinschaft Handel, warnten davor, dass sich Halle selbst schädige und den Prozess der Stabilisierung des Handels unmöglich mache. "Ich hatte den Eindruck", so Berndt, "dass sich die Stadt noch nicht zu einer spürbaren Stärkung des Innenstadthandels entschlossen hat." Der Druck, Investoren anzusiedeln, sei wohl sehr groß.
Die Stadt hält also an den drei umstrittenen Standorten fest, Die Entscheidungen sollen jedoch so lange ausgesetzt werden, bis ein Gutachten darüber vorliegt, sagte Pressesprecher Dirk Furchert. Dem Vorschlag der IHK, dies gemeinsam in Auftrag zu geben, stimmten die Teilnehmer des Runden Tisches zu. Darunter waren von städtischer Seite unter anderem der Beigeordnete für Planen und Bauen, Rainer Tepasse, sowie Mitarbeiter des Planungsamtes und der Wirtschaftsforderung.
Nach Furcherts Worten soll zwischen den neuen Vorhaben und dem bestehenden Handel keine Konkurrenz herbeigeführt werden. Es sei jedoch wichtig, in ganz Halle attraktive Geschäfte zu haben, natürlich auch in der City. Zudem müsse bedacht werden, Flächen wie die auf dem Mafa-Gelände sinnvoll zu nutzen. Dieser Standort sei in der Runde der am wenigsten umstrittene gewesen.
Die Oberbürgermeisterin habe, so Furchert, die Händler aufgefordert, künftig stärker als bisher Möglichkeiten zu nutzen, ihre Argumente. darzulegen, zum Beispiel in den städtischen Ausschüssen. Siegfried Mahlert, Geschäftsführer vom Verband der Kaufleute ergänzte, dass am Runden Tisch Ansiedlungsbegehren schon im Vorfeld diskutiert werden sollen. Nach seiner Einschätzung leidet der Handel seit Jahren unter Umsatzrückgängen. "Auch jetzt ist eine große Kaufzurückhaltung zu spuren." Um so wichtiger sei es, bestehende Existenzen nicht durch zusätzliche Ansiedlungen zu gefährden.
Am Dienstag wird sich der Planungsausschuss mit den drei Standorten beschäftigen. Für Trotha soll der Entwurf eines Bebauungsplanes vorgestellt werden.