Das Schloß Gänsefurth

Bild: Ludwig Franz
Text: Matthias J. Maurer

Das Schloß Gänsefurth

Inmitten einer relativ flachen Landschaft, beinah allein liegend, erwartet den Herannahenden mit dem Schloß Gänsefurth eine der schönsten ehemaligen Besitzungen derer von Trotha. Auf den Feldern grasen auf sattem Grün Pferde. Die Schloßanlage war von einem tiefen Wassergraben umgeben – über dessen Reste gibt uns ein kleines Brücklein den Weg zum Schloß frei. Die äußere Umfassungsmauer des Komplexes nahe des eben erwähnten Grabens ist nur noch in Teilen erhalten; das aus Natursteinen einst erbaute Tor liegt völlig darnieder, und die Trümmer sieht man noch beiderseits des Weges aufgetürmt. Links gleich hinter dieser Einfahrt befand sich noch vor nicht allzu langer Zeit ein Gebäude mit einer Art hölzernem Wehrgang - dieses Zeugnis aus alter Zeit ist gänzlich verschwunden.
Geradeaus liegt in unserem Blickfeld nun der Turm. In seinem unteren Teile ist dieser wohl älter als 1461; die drei oberen Stockwerke wurden im 16. Jahrhundert aufgesetzt. Das Aussehen erinnert an den blauen Turm in Bernburg oder auch an den Winkelschen Turm in Wettin. Der alte Zugang zur Burg ist noch in dem Tor an der Ecke zwischen dem alten Bau und dem aus dem 18. Jahrhundert stammenden Schloß vorhanden. Dieser Eingang ist auf beiden Seiten mit Sitznischen versehen, über welchen sich ein mit einem Diamantfries besetzter Bogen spannt. Der Aufsatz über dem Tor zeigt das Wappen derer von Trotha und das derer von Brandt von Lindau. Darüber befindet sich ein von Voluten und Pilastern eingerahmtes Feld, die Verfolgung des Feindes in einer Kampfesszene darstellend. Als Abschluss liegt auf diesem ein Dreieck, in dem in halber Figur ein bärtiger Mann mit dem Reichsapfel in der Hand dargestellt ist.
Treten wir durch dieses Tor in den Innenhof der alten Burg, so erwarten uns weitere Wappen; ebenfalls recht gut erhalten. Überhaupt entspricht der Zustand der Gebäude nicht dem der Umfassungsmauer, an dem Schloß wurde im Laufe der Zeit etwas getan.
Bietet sich dem Besucher die Möglichkeit, von freundlichen Kräften des Hauses in dessen Inneres geführt zu werden, so wird er von einem liebevoll restaurierten Festsaale, reich dekoriert u.a. mit Wappen und die handwerklichen Zünfte darstellenden Engelein erwartet.
Unweit des Schlosses tritt ein sprudelnd Quell zu Tage, so rein, wie man es in der Umgebung wohl kein zweites Mal finden wird. Die Gänsefurther Schloßquelle, einst von der Familie von Trotha durch Bohrungen an die Oberfläche befördert, trägt den Namen des herrlichen Anwesens in das Land.
Im Jahre 1918 wurde auf Grund von Irrungen der Besitz an die Gemeinde Hecklingen verkauft - die gesamte Familie derer von Trotha war erschüttert.

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